Eine Hodscha-Geschichte

Eines Tages ging Nasreddin in ein Bad. Er legte kein Wert auf sein Äußeres und war also auch an jenem Tag nicht besonders schick angezogen. Der Bedienstete des Bades warf ihm einen abwertenden Blick zu. Offensichtlich ging er davon aus, dass hier nicht viel Trinkgeld zu ergattern war. Er warf ihm dementsprechend ein schmutziges Handtuch entgegen und rief ihm zu: "Das letzte Bad auf der linken Seite. Ich habe es nicht sauber gemacht."

 

Nachdem Nasreddin sein Bad genommen hatte, ging er wieder und sagte zu dem Bediensteten: "Ach ja, ich habe etwas für Sie." -- "So? Was denn?" Nasreddin holte eine große Silbermünze aus seiner Börse und gab dem Bediensteten das äußerst großzügige Trinkgeld; dieser nahm es erstaunt entgegen.

Als sich Nasreddin die Woche darauf wieder zu den Bädern begab, wurde er sehr zuvorkommend behandelt. "Willkommen, Mullah Nasreddin, Sir!", begrüßte ihn der Bedienstete. "Ich habe das schönste Bad für Sie bereitgehalten. Ich warte vor der Tür und stehe zu Ihrer Verfügung. Sollten Sie mich brauchen, so rufen Sie einfach nach mir."

Nasreddin nahm ein ausgiebiges, feines Bad und rief den Bediensteten, wann immer er etwas brauchte. Als Nasreddin fertig und im Gehen war, stand der Bedienstete da und wartete auf ihn.

"Was alles zu Ihrer Zufriedenheit?" fragte er. -- "Ja, alles bestens", antwortete Nasreddin.

"Wünschen Sie noch etwas?" -- "Nein, danke. Oh ja, ich habe natürlich etwas für Sie!" -- "Ach ja, was denn?"

Nasreddin holte eine Kupfermünze aus seiner Börse - ein Penny - und gab sie dem Bediensteten.

"Was soll das denn sein?" fragte dieser bestürzt.

"Diese Münze", erwiderte Nasreddin, „war für letzte Woche. Jene war für diese Woche."

aus "Im Zaubergarten des Erzählens" von Joel Ben Izzy